Eine Antwort-Bewegung

Ich bin Schriftsteller.

Aber das Schreiben ist in gewisser Weise nur die äußerste Bewegung.

Ich bin ein Pilger, nicht im religiösen Sinne, sondern weil ich mich auf einer Reise befinde, die ich als heilig empfinde – eine fragende Reise („a quest”). Die Frage lautet: Was ist am realsten, am orientierendsten, am resonantesten, am integrativsten, am einbettendsten, am entfaltendsten, am verbindendsten, am inspirierendsten? Ich weiß, dass es kein Ziel gibt, kein Shangri-La, das ich erreichen werde. Der Zweck der Suche ist nicht die Antwort, sondern die Bewegung. Ich bin von der Frage bewegt. Ich bewege mich in einem unendlichen Spiel.

Deshalb: eine heilige Reise.

Ich bin ein Pilger und kein Reisender, weil ich nicht von A nach B gehe (und keine Handlung vom Auslöser bis zur Auflösung schreibe).

Ich bin auch kein Tourist, da ich keine Orte besuche, die alle anderen besuchen, nur weil sie in Büchern stehen (und ich schreibe nicht in aktuellen Trends).

Ich reise nicht auf dem Planeten (und daher bewegen sich meine Geschichten nicht nur horizontal). Meine Pilgerreise entfaltet sich woanders, obwohl dieses Woanders genau hier ist – fest verwurzelt im Boden, auf dem ich stehe, und verankert im Sternenstaub und Schlamm, aus dem ich gemacht bin.

Mein Fortbewegungsmittel ist die Imagination. Sie ist wie ein Boot auf einem Fluss oder einem riesigen Ozean. Sie ist wie der Wind, der mich trägt, wenn ich meine Flügel ausbreite.

Getragen zu werden, nennt man Träumen, und tatsächlich träume ich oft zuerst das, was ich später schreibe. Immer, würde ich sagen, wenn wir Träumen nicht auf das reduzieren, was während des Schlafes geschieht. Natürlich träume ich nachts im Schlaf (und erinnere mich daran, wenn ich aufwache), aber auch tagsüber, wenn ich meinen Gedanken Entfaltungsraum gebe („Mind Wandering“, so wichtig, so wichtig), wenn ich sinniere, reflektiere, mich dem Vernetzen hingebe oder während des offenen Schreibens selbst, das an sich wie ein Fluss, ein Ozean oder ein unendlicher Himmel ist.

Ich suche und erwandere das Land des Imaginalen da, wo es noch nie von jemandem betreten wurde. Ich bin nicht nur ein Pilger. Ich bin auch ein Entdecker. Ein Abenteurer. Aber immer in Verbindung mit dem Heiligen. Das Heilige definiere ich, wie gesagt, als das Realste, Ausrichtendste, Resonanteste, das Einbettendste. Die imaginale Landschaft ist eine heilige Landschaft. Das Imaginale ist der Ort, an dem sich das Heilige entfaltet. Die Landschaft des Imaginalen ist ebenso meine Heimat und Ressource wie die materielle Welt. Denn diese Landschaft und die Welt sind nicht getrennt. Sie sind eine einzige, kontinuierliche Realität. Vom Traum zum Buch zum Lesen des Buchs ist ein einziger, kontinuierlicher Prozess.

In jedem Akt des Wahrnehmens und Interpretierens ist das Imaginale Teil davon. In jeder Kreation ist das Imaginale Teil davon. In jeder Bewegung ist das Imaginale Teil davon. Stellen wir uns ein Spektrum zwischen Reaktion und Antwort (den beiden Grundformen der Bewegung) vor, dann ist eine Bewegung umso imaginaler, je mehr sie ihren Ursprung und ihre Entfaltung auf der Seite der Antwort hat. Reaktion beruht auf Trennung, Antwort beruht auf Verbindung.

Ich versuche beim Schreiben nicht zu reagieren. Die Antwort ist nicht Weltflucht, sondern ein möglicher Beitrag zur Integration.

Das Schreiben ist eine imaginäre Form der Bewegung. Und so bewegt das Imaginäre meine Hand, ohne Torwächter, ohne Zensor, und deshalb sage ich: Ich bin Schriftsteller. »Ach, was schreiben Sie denn?« Ich schreibe Imaginal Fiction. »Imaginal Fiction? Nie gehört.« Imaginal Fiction ist das Ergebnis einer Bewegung, die aus der Antwort entsteht. »Ach, können Sie mehr darüber sagen?»

Gerne: Ich bin ein Pilger – nicht im religiösen Sinne –, sondern weil ich mich auf einer Reise befinde, die ich als heilig empfinde. Es ist eine fragende Reise („a quest”).

– Lucas Martainn

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Nicht zurück, nicht hinaus