Lesemotiv: Eintauchen – aber anders
«Die "Lesemotive" geben Orientierung und schaffen nachhaltige Freude am Buchkauf. Auf neurowissenschaftlicher Basis macht die neue Klassifikation erstmals den emotionalen Zugang zu Büchern aus Kundenperspektive systematisch für die gesamte Buchbranche nutzbar. Sie bündelt die unbewussten Beweggründe, die zum Buchkauf führen.
Die Lesemotive wurden im Jahr 2021 automatisch in die Datenbank integriert und werden seitdem in der Titelanzeige auf vlb.de ausgespielt. Sie stehen für alle in der Titeldetailansicht auf vlb.de und auf den bekannten Exportwegen zur Verfügung.
Konkret bedeutet dies: Jeder Titel erhält automatisch ein Haupt-Lesemotiv, gegebenenfalls wird zusätzlich ein Neben-Lesemotiv angezeigt …» (Quelle vlb.de)
Lesemotive werden also von KI zugeteilt. Besagte KI teilt die Pionéa-Trilogie in Lesemotiv 2 ein, Eintauchen.
Dieses Lesemotiv befriedigt das Kundenbedürfnis nach «anderen, auch fiktive Welten, die aus dem Alltag entführen. Beim Lesen von Büchern taucht der Leser manchmal richtig in die Geschichte ein und fühlt sich in die beschriebene Situation hineinversetzt.
Man ist dann wie in einer anderen Welt und blendet alles um sich herum aus.
Das Lesen von Büchern ermöglicht es dem Leser, dem Alltag zu entfliehen und alles hinter sich zu lassen.
Der Leser vergisst dabei seine Sorgen und begibt sich in eine sorgenfreie Welt.» (Quelle vlb.de)
Okay.
Entdecken, das Lesemotiv 3, wäre eigentlich die bessere Wahl. Es wird – Stand meines Wissens – aber vor allem für Sachbücher verwendet.
Eintauchen ja, aber ganz anders
Imaginal Fiction lädt nicht dazu ein, der realen Welt zu entfliehen, wie es etwa Fantasy-Literatur oder Romantasy tut. Imaginal Fiction ist fest in der konkreten Welt verankert und setzt sich direkt mit realen gesellschaftlichen, spirituellen und persönlichen Themen auseinander. In der Pionéa-Trilogie sind das Themen wie Heimat finden und Identität. Während Fantasy oft imaginäre Welten und magische Elemente nutzt, um den Leser in eine alternative Realität zu entführen, bleibt Imaginal Fiction in unserer Realität verankert und bietet Perspektiven auf mögliche Entwicklungen und Lösungen.
Es ist nicht das Lesemotiv, den Alltag zu vergessen und in ferne Welten einzutauchen, die wenig Bezug zur realen Welt haben.
Obwohl Fantasy ebenfalls tiefe menschliche Themen behandeln kann, liegt ihr Hauptaugenmerk meist auf dem Abenteuer und der Unterhaltung. Bei der Imaginal Fiction ist eine existentielle Ebene nicht aufgesetzt, sondern eng in die Geschichte eingewoben. Man könnte auch sagen, so wie die Absicht zur Unterhaltung die Quelle vieler Fantasy-Romane ist, ist die Quelle der Imaginal Fiction diese existenzielle Ebene.
In Imaginal Fiction werden Geschichten erzählt, die die Wahrnehmung (die Kognition) erweitern. Sie kann die Lesenden inspirieren und sie dazu ermutigen, über die aktuellen Herausforderungen der Menschheit nachzudenken. Mehr noch, sie lädt dazu ein, mehr in die Realität hineinzuwachsen, enger mit ihr in Kontakt zu kommen, da sie Möglichkeiten der Realität aufzeigt, ja (hoffentlich) dazu inspiriert. Anstatt der Realität zu entfliehen, fördert Imaginal Fiction eine tiefere Auseinandersetzung mit ihr.
Das Lesemotiv »Eintauchen« kann also gelten. Aber es ist ein Eintauchen in die Möglichkeiten des Menschen und des Lebens.
– Lucas Martainn