Welt vertiefen

Man könnte meinen, mein Schreiben sei eine Form der Weltflucht. Es ist jedoch eine Weltvertiefung.

Wenn ich im Alltag mit Oberfläche, Schein, Reaktion, Schablone und Etikette konfrontiert bin, ist diese Vertiefung ein Zurückbinden an die tatsächliche Welt.

Es ist keine explizit spirituelle, keine geistige, keine subtile oder imaginäre Welt. Es ist einfach die Welt; die Realität, die vollere Realität als die des Alltags, an die ich mich rückbinde und die mir Ressource ist. Der westliche Alltag findet nur in einer sehr engen Bandbreite der Realität statt. Es ist der Kontakt mit dem gesamten Spektrum, der mich nährt.

Sich der Welt zuwenden

Schreiben bedeutet natürlich Stille, Versenkung, Einkehr, Lauschen, Raum haben und geben, Freiraum. Das sind Qualitäten, die man auch mit Meditation verbindet. Und tatsächlich ist Schreiben für mich eine Form der Meditation und Kontemplation. Auch diese Praktiken sind in meiner Auffassung jedoch keine Wege, um sich von der Welt abzuwenden.

Etwas lebendig halten

Stille, Versenkung, Einkehr usw. sind im Durchschnittsalltag durchaus die fehlenden Qualitäten. Das heißt jedoch nicht, dass sie weniger wichtig sind oder keine Realität darstellen. Sie sind keine optionale Zugabe, wenn ich ganz existenzielle Aspekte von mir nicht verdursten lassen will. Und so ist Schreiben für mich vor allem eines: eine unverzichtbare Ressource. Denn die Realität ist eine unverzichtbare Ressource.
Und ich ahne dabei, dass ich damit etwas Wichtiges lebendig halte. Nicht nur in mir.

Vielleicht bin ich ja auf meine Weise ein Flüsterer.

– Lucas Martainn

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Der Weg